zur Filmbeschreibung

Programm für: Donnerstag 22.04.2010

PRECIOUS – DAS LEBEN IST KOSTBAR

USA 2009; Farbe; 109 Min., FSK: ab 12
Regie: Lee Daniels nach dem Roman Push von Sapphire
Darsteller: Gabourey Sidibe, Mo’niique, Paula Patton, Mariah Carey

Claireece, genannt Precious, wünscht sich schicke Kleider, und dass sie endlich einen Freund findet. Irgendwann würde sie gerne in einem Musikvideo auftreten, als Star. Normale Mädchenträume. Die Chancen, etwas davon zu bekommen, könnten allerdings nicht schlechter stehen. Precious ist sechzehn, schwarz und übergewichtig. Sie lebt mitten in Harlem am Rand der Gesellschaft. Der arbeitslosen Mutter, die ihre Tage rauchend und saufend vor dem Fernseher verbringt, ist die Tochter nur precious – teuer – , weil sie Anrecht auf Sozialhilfe hat. Der Vater hat das Mädchen jahrelang sexuell missbraucht; nun ist Precious bereits zum zweiten Mal schwanger und deshalb von der Highschool geflogen. Aber weil sie durch einen scharfen Verstand aufgefallen ist, wird sie an ein alternatives Bildungsprojekt vermittelt. Unter dem Einfluss einer fürsorglichen Lehrerin lernt Precious Lesen und Schreiben, also: sich auszudrücken. Das ist die erste Stufe in einem mühevollen Prozess der Selbstbestimmung.
Und die erste Stufe einer filmischen Verführung - zur Identifikation mit einer durchaus nicht nur sympathischen Verliererin, zum Eintauchen in ein extremes Milieu. Dem Regisseur Lee Daniels ist es in seiner Adaption des Bestsellers „Push“ gelungen, einen ganzen Katalog gesellschaftlicher Skandalthemen – Analphabetismus, minderjährige Mütter, Aids, Missbrauch - in eine nachvollziehbare, emotional wahrhaftige Geschichte zu verwandeln. Die bewegliche Kamera, der Rap der Dialoge und des Off-Kommentars, Vitalität und Trotz der Heldin verknüpfen sich zu einem furiosen Sittenbild. Dass Precious sich am Ende aus Lethargie, Depression und Abhängigkeit herauskämpft, ist kein billiger Trost. Die Lehrerin, die ihr hilft, repräsentiert eine arrivierte, liberale schwarze Bevölkerungsschicht, die es im heutigen Amerika natürlich auch gibt. So liefert „Precious“ nicht nur ein Bild des sozialen Elends; der Film zeigt auch, woran es fehlt: Zuwendung, Solidarität, Toleranz und Bildung.
(Jurybegründung zum Film des Monats)
„Lee Daniels Film ist ein bewegendes Drama, etwas dick aufgetragen und doch erstaunlich frei von Kitsch und Sentimentalität. In seiner schonungslosen Darstellung bisweilen schwer zu ertragen, aber enorm kraftvoll und mitreißend.“ (programmkino.de)

Do 8. bis Mi 14. April täglich um 19 Uhr

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